Julia

Ich habe eine Comicbuchladen, in dem ich noch viele andere Dinge verkaufe und eine Risodruckwerkstatt*, in der ich meine eigenen Karten herstelle und an andere Läden verkaufe.

Das Selbstständig sein tut mir gut, da ich so keine Konflikte mit anderen habe, was meine Arbeit angeht. Was schwierig und gleichzeitig toll ist: mein Beruf entspricht meinem Spezialinteresse. Ich liebe also meinen Beruf, dadurch arbeite ich aber oft zu viel, mache keine Pausen und arbeite auch wenn ich nach Hause komme und am Wochenende weiter.

Probleme habe ich immer dann, wenn es um andere Menschen geht.

Ein häufig vorkommendes Beispiel ist, wenn ein Kunde sagt: „Ich suche eine Geburtstagsgeschenk für einen Mann, der wird 50“.

Meine meist nicht geliebte Antwort ist: „Weder das Geschlecht noch das Alter eines Menschen geben mir Aufschluss darüber, was er gerne möchte. Ich kenne diesen Menschen nicht, Sie aber schon, daher finde ich es besser, wenn Sie das entscheiden.“

Manche kommen danach nie wieder, andere zum Glück schon.

Weitere Probleme habe ich, wenn im Laden zwischen die Kunden jemand kommt, den ich kenne und mit dem ich daher anders kommunizieren muss, als mit KundInnen.

Mein größtes Problem sind MitarbeiterInnen. Die Kommunikation fällt mir sehr schwer, ich weiß nie, wieviel Nähe oder Distanz richtig ist und arbeite dann oft lieber alles selbst, da mir die Kommunikation zu schwierig erscheint.

Eine Ausbildung habe ich nicht. Die Schule war für mich ein Horror und ich hab sie mit 17 abgebrochen, als ich verstanden habe, dass mich keiner mehr dazu zwingen kann. Das war in der 12. Klasse.

Ich hab lange als Künstlerin gearbeitet mit Ausstellungen usw, aber das wurde sehr anstrengend und ich habe nicht genug verdient, um auch Kinder mit zu ernähren.

 

*Die Risographie ist eine in Japan in den 80er Jahren entwickelte Drucktechnik, die ähnlich wie ein Siebdruck funktioniert. Jede Farbe wird einzeln gedruckt. Das Verfahren ist sehr umweltfreundlich, die Masterbögen sind aus Bananenpapier, die Farben aus Reiskleie oder Soja, es entsteht kein Feinstaub.

Früher standen die Geräte oft in Schulen und wurden auch Matrizendrucker genannt. Heute werden sie wegen der besonderen Ästhetik überwiegend von Künstlern genutzt. Meist sind es sehr alte Geräte.

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